Die 3 Siebe des Sokrates

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Geschichten drücken oft in wenigen Worten tiefe Weisheiten aus. Sie lassen uns spüren, worum es in der Essenz geht. Wir können dem Weg der Geschichte in uns selbst folgen und so Resonanzpunkte finden, sie beleuchten und unseren Standpunkt überprüfen.

So geht es mir mit der Geschichte über die drei Siebe des Sokrates. Sie stellt für mich eine gute Erinnerung dar, aktiv Gedanken- und Worthygiene zu betreiben, d. h. meine Gedanken und die daraus folgenden gesprochenen Worte drei Fragen zu unterziehen:

  • Spreche ich die Wahrheit?
  • Ist es auferbauend/gütig?
  • Ist es notwendig?

Wenn die drei Fragen gestellt sind, wird vieles überflüssig. Wir erfahren größere innere Ruhe, weil ein „Ordnen“ in wirklich wichtig und weniger wichtig bis unbedeutend möglich ist.

Allen jenen, die die Geschichte von den drei Sieben noch nicht kennen, möchte ich sie erzählen:

Zum weisen Sokrates kam einer und sagte: „Höre, Sokrates, das muß ich dir erzählen!“

„Halte ein!“ unterbracht ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe gesiebt?“ – „Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung.

„Ja, guter Freund! Laß sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe hindurchgeht:
Das erste ist die Wahrheit. – Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es jemanden erzählen und…“

„So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. – Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, gut?“ – Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“

„Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so laßt uns auch das dritte Sieb noch anwenden. – Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“ – „Notwendig nun gerade nicht …“

„Also”, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist,
so laß es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“

17 Gedanken zu “Die 3 Siebe des Sokrates

  1. Ich hab’s echt versucht. Aber durch das Gewicht der Worte sind die Siebe kaputtgegangen und nun ergießt sich doch alles ins Kommentarfeld. 😉
    Mir erscheint das einleuchtend und nützlich. Für mich stellt sich dabei allerdings die Frage, was man mit den Dingen anstellt, die in einem der Siebe hängen bleiben. Lässt man es dabei bewenden? Oder ist es manchmal vielleicht besser, eine „Siebkompatibilität“ herzustellen?

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    1. Wie schön, dass sich Deine Gedanken ins Kommentarfeld ergießen :-). Ich habe das Gefühl, dass man mit den Sieben und mit dem was drin hängen bleibt durchaus kreativ umgehen darf. Und es wohl jedes Mal auch ein wenig anders ist. Zum Beispiel: Was ist notwendig? Das kann – je nachdem von welcher Perspektive aus betrachtet – sehr unterschiedlich ausfallen ;-). Doch hat mich die Überprüfung mittels der 3 Siebe schon einige Male vor Unsinn bewahrt und mein Umfeld vor unreflektierten impulsiven Wortergüssen 😉 🙂

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      1. Eben, man kann ja das, was hängen geblieben ist, immer noch „siebtauglich“ aufbereiten (ev. inhaltlich reduzieren). Aber oft ist es ja schon so, dass man spontan Dinge zu sagen vorhat, die tatsächlich nicht (in welcher Form auch immer) gesagt zu werden brauchen. 🙂

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      2. Ja, oftmals reicht es ja schon, wenn man durch das Innehalten ein bisschen „Dampf“ ablässt und dann die Reduktion anbietet 🙂 Sonnenfröhliche feingesiebte Herzensgrüße 🙂 🌞

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  2. … dieses Symbol der drei Siebe bedeuten für mich: *schweige … wenn du mit deinen Worten nur Verwirrung stiftest* – Prioritäten setzen – nicht unüberlegt handeln … erst denken – dann reden … dann tritt man nicht gleich in ein Fettnäpfchen …
    lieb grüß die zuzaly 😉

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    1. Liebe Zuzaly, lieben Dank für Deine Resonanz :-). Das sehe ich sehr ähnlich. Wir sind manchmal so überflutet oder lassen uns von Stimmungen/Meinungen anstecken, ohne inne gehalten und reflektiert zu haben. Die „3 Siebe“ fördern für mein Gefühl durchaus eine achtsame Kommunikation und helfen, den eigenen Standpunkt klarer zu erkennen. Liebe Grüße zurück 🙂 , Bettina

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  3. Hab‘ DANK, liebe Klangfee,
    für die feine Siebgeschichte, die mir sehr wohlgefällt.
    Ich habe mir vor Jahrzehnten folgenden Sufi-Leitsatz zu Herzen genommen:
    „Wenn das Wort, das Du aussprechen willst, nicht schöner ist als das Schweigen, so sag es lieber nicht.“
    Ich halte mich oft daran. Doch manchmal ist es auch angebracht, etwas Problematisches/Negatives an- oder auszusprechen, um es zu klären.

    Die drei Siebe des Sokrates und mein Sufi-Leitsatz verhindern jedoch erfolgreich das überflüssige Lästern und Abwerten, das sich sonst leicht ins Alltagsgeplapper einstreut. In unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft sind wir oft Auf- und Abwertungsbedingungen ausgesetzt und das färbt ab, wenn man nicht bewußt davon Abstand nimmt.

    Alleine, wenn man sich vor dem Sprechen kurz darauf besinnt, entsteht schon mehr Bewußtheit und Stille, und vielleicht hört man dadurch auch besser die Stimme des Herzens.

    Sonnenuntergängliche Grüße von der Bücherfee 🙂

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    1. Liebe Bücherfee, ganz herzlichen Dank für Deine wohlgefällige und erweiternde Resonanz :-). Der Sufi-Leitsatz ist ganz wunderbar! Ich sehe das ebenso – die 3 Siebe oder der Sufi-Leitsatz sollen ja nicht verhindern, dass Probleme oder Unklarheiten ausgesprochen werden. Ganz im Gegenteil – denn in diesen Situationen ist es mindestens „notwendig“ es auszusprechen. Oftmals sicher auch wahr :-). Wenn dies mit einer klaren Güte einhergeht, dann hat man für mein Empfinden eine gute Richtlinie für achtsame Kommunikation. Es muss nichts unter den Teppich gekehrt werden, aber eben auch nicht in ein Abwerten oder Lästern etc. kippen. Herzensstimmige Sonnenschein-Grüße von mir für Dich 💕 🌞

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